Ein Blick zurück

Der Junggesellen-Schützenverein Bentlage-Schleupe wurde im Jahr 1846 gegründet. Bis zu seinem 60-jährigen Bestehen lautete die korrekte Bezeichnung Junggesellenschützengesellschaft Bentlage-Schleupe. Eine Begründung für die Namensänderung ist nicht überliefert.

 

Bis zum Ersten Weltkrieg wurden nur Junggesellen als Mitglieder in der Vereinigung geduldet. Wollte ein Junggeselle sein Junggesellendasein beenden, so hatte er am Abend des Hochzeitstages für alle Mitglieder der Junggesellenschützengesellschaft das Schattebeer auszugeben. Dieser Brauch ist mit dem heutigen Brauch, einen Polterabend zu veranstalten, durchaus zu vergleichen. Freunde, Bekannte und die gesamte Hochzeitsgesellschaft war dazu geladen. Die dann verheirateten Männer traten in der Regel dem Männer-Schützenverein Bentlage bei.

 

Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges ließen dessen Mitglieder den Verein jedoch nicht wieder aufleben, sodass es erforderlich wurde, interessierten verheirateten Männern den Zutritt zu einer Ehren-Abteilung im Junggesellen-Schützenverein zu ermöglichen.

 

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten diese Ehrenmitglieder vier Sitze und vier Stimmen im Vorstand. Heute ist eine Sitz- und Stimmenverteilung zwischen verheirateten und unverheirateten Männern nicht mehr vorgesehen.

 

Während des Ersten Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit völlig.

 

In der Jubiläumsfestschrift zum 100-jährigen Bestehen wird als Begründung angeführt, daß alle Vereinsmitglieder zu den Waffen einberufen waren. Bis auf den Schützenbruder August Reckers sind seinerzeit alle Vorstandsmitglieder gefallen.

 

Über den Zweiten Weltkrieg führte das Ehrenmitglied Hermann Gude die Bücher und die Kasse des Vereines in musterhafter Weise. Mit dem Einmarsch der Besatzungstruppen sind diese Aufzeichnungen jedoch spurlos verschwunden.

 

Eigentlich hätte bereits im Jahr 1946 das Fest zum 100-jährigen Bestehen gefeiert werden müssen. Aus verständlichen Gründen sahen sich die Schützenbrüder damals nicht im Stande, so kurz nach den bewegenden Kriegserlebnissen zu feiern. Kurzerhand wurde die Feier aufgeschoben und Pfingsten 1949 nachgeholt.

 

Der Krieg hatte nicht nur Häuser, Fabriken und die gesamte Infrastruktur des Landes in Schutt und Asche gelegt, er brachte das gesamte gesellschaftliche Leben zum Erliegen und unsagbar großes Leid in fast alle Familien. Zwischenmenschliche Beziehungen zerbrachen, ernst gemeinte Gefühle und Hoffnungen zerplatzten wie Seifenblasen. Jemandem, der diese schwere Zeit nicht miterlebt hat, dürfte es wohl schwer fallen, die richtigen Worte zu finden, um die Gefühle oder die geschwundene Zuversicht der Menschen zu umschreiben.

 

Die Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit

Den Erlebnissen des 2. Weltkrieges trotzend brachte man neuen Schwung in das Vereinsleben. Bereits 1949  führte man zum Erntedankfest in traditionellen Kostümen einen Erntezug durch Rheines Innenstadt.

 

Einer der Höhepunkte dieses Erntezuges war der Auftritt einer Volkstanzgruppe, die auf dem Marktplatz zum Vergnügen der vielen Schaulustigen in Holzschuhen und zünftiger Kleidung auftrat. Daneben wurde die alte Kunst des Dreschens mit alten Dreschflegeln vorgeführt.

 

Unter den Klängen von Blasmusikgruppen schritt man durch Rheine, wobei der Zug von "Herolden" angeführt wurde. Einer dieser Herolde, Anton Forstmann im Alter von 60 Jahren, der sich für diese Parade eigens das schmucke Zaumzeug für sein Pferd schicken ließ, fiel prompt vom selbigen. Es muß angesichts der vielen Menschen wohl gescheut haben, Alkohol - so heißt es - sei jedenfalls nicht im Spiel gewesen.